Shinichi Suzuki (in Japan geboren, 1898–1998) war überzeugt, dass mit dem Tag der Geburt auch die Erziehung beginnt. Wie der Körper des Kindes wächst, so wachsen auch seine Fähigkeiten durch äußere Anregungen. Die Eltern sind für die Erziehung ihrer Kinder verantwortlich wie ein Gärtner für den Garten und dafür, die Aussaat zu hegen und zu pflegen. Unabhängig von Intelligenz oder Begabung lernt doch jedes Kind seine Muttersprache zu sprechen – ebenso hat jedes Kind das Potenzial zur Entwicklung musikalischer Fähigkeiten. Wird einem Kind Raum zur Entfaltung gegeben, entwickelt es sich seinen Anlagen entsprechend.
Die gleiche Methode wird bei jedem Kind andere Resultate zeigen – und dennoch: jede Fähigkeit kann ein „muttersprachliches“ Niveau erreichen. Geigenspielen fordert und inspiriert das Kind, um die mächtigen Kräfte der Kreativität, Intuition und Emotion mit Struktur und Disziplin in sein Leben zu integrieren. Das ist der Beginn einer tiefgreifenden Reise des praktischen Lernens und der Selbstfindung zur Beherrschung des Instruments.
Suzuki sah in jedem Kind ein wundervolles Geschenk der Schöpfung, ein einzigartiges Wesen. Mit Hilfe der Violine und der Musik wird es dem Kind möglich sein, geduldig, zielstrebig und voller Freude auch mit anderen gemeinsam arbeiten zu können. Für eine Welt, die auf Verständnis, Respekt für sich selbst und andere sowie einem friedlichen Leben zwischen Völkern und Generationen beruht.
Dieser Weg des Wachstums ist nicht ohne Hindernisse, aber es bleibt ein Weg des Wachstums, der Weg zu einer Tür, hinter der die Größe der Musik wartet und die ersten selbsterzeugten schönen Klänge auf der Violine.
Wien, 28.01.2021
Annalisa Virzì, MA